Battle Royale: Mein Lieblingsfilm

Seit seiner ursprünglichen Erscheinung im Jahr 2000 wurde Kinji Fukasaku’s «Battle Royale» vom deutschen Kinder- und Jugendmedienschutz als jugendgefährdend eingestuft und verboten. Erst 2017 wurde dieses Verbot aufgehoben und mein Vater holte sich den Film direkt, da er dachte, er würde mich interessieren.
Er hatte Recht.

Battle Royale handelt um eine Klasse von 9.-Klässlern, die von der Regierung gezwungen werden sich auf einer Insel gegenseitig zu ermorden. Dass soll im fiktionalen Japan jedes Jahr einmal passieren, um die gewalttätige Jugend an die Schrecken des Krieges zu erinnern. Im Verlauf des Filmes lernen wir viele der insgesamt 42 Schüler kennen, ihre Freundschaften, Ängste, Träume und schlussendlich ihr blutiges Ende.

Ich habe Battle Royale zum ersten Mal 2017 an meinem Geburtstag mit Freunden gesehen. Seitdem gucke ich den Film ein-, bis zweimal pro Jahr und zeige ihn so vielen von meinen Freunden wie möglich, denn trotz des makabren Konzepts ist er unglaublich unterhaltsam, voll mit verwirrenden, lustigen Traumsequenzen, übertriebenem Schauspiel und Gewalt. Bis jetzt habe ich noch nie jemanden getroffen, der nicht zumindest beim Gucken eine gute Zeit hatte. Aber Battle Royale ist nicht nur für Unterhaltung gut. Fukasaku übermittelt komplexe Themen über Jugend, Erwachsenwerden und Krieg.

Der Trailer neigt zu Übertreibung, die Bilder jedoch sprechen für sich.

Die Themen

Auch wenn sich der Film hauptsächlich auf Teenager fokussiert, spielen die Erwachsenen trotzdem eine wichtige Rolle, so wie es auch im echten Leben der Fall ist. Im Film wurde die ältere Generation vom zweiten Weltkrieg dermassen deprimiert, dass sich das auch stark negativ auf die Jugend auswirkt. Schüler sind ausser Kontrolle und Gewalt ist an der Tagesordnung. Verzweifelt nach Kontrolle und erfüllt mit fehlgeleitetem Hass erlässt die Regierung das «BR-Gesetz», jedes Jahr muss eine zufällige Schulklasse kämpfen, bis nach höchstens drei Tagen nur noch eine Person übrig bleibt. Auch wenn die Erwachsenen damit klar als Antagonisten dargestellt werden, sympathisiert Fukasaku mit ihnen. Er selber kämpfte im zweiten Weltkrieg und versucht, seine eigene Erfahrung mit exzessiver und sinnloser Gewalt im Film darzustellen.

Die Teenager, kurz vor dem Abschluss der obligatorischen Schule, müssen in kürzester Zeit entweder mit ihrem Leben abschliessen oder einen Grund finden um ums Überleben zu kämpfen. Jugend ist Krieg und die Schule ist ein Schlachtfeld, nur dieses Mal wortwörtlich. Ich weiss nicht genau warum, aber selten hat ein Film für mich das Chaos des Erwachsenwerdens im Schulumfeld so gut dargestellt.
Ein Kern des Filmes und den Beziehungen zwischen den Charakteren ist, dass durch die aussergewöhnlichen Umstände jegliche sozialen Barrieren niedergerissen werden. Zu lügen, Gefühle zurückzuhalten oder Zeit zu verschwenden macht alles keinen Sinn mehr, wenn man in drei Tagen wahrscheinlich tot ist. Die Schüler, die wir nur für kurze Zeit unter normalen Bedingungen kennenlernen, zeigen ihre wahren Gesichter und was wirklich für sie im Leben wichtig ist.


Kult-Klassiker und Einfluss des Films

If there was any movie, that has been made since I’ve been making movies, that I wish I had made, it’s that one.

Regisseur Quentin Tarantino über Battle Royale, 2009

Trotz der Zensur von diversen Regierungen und der Sprachbarriere wurde Battle Royale über Zeit zu einem international anerkannten Kult-Klassiker. Das ist ein Film, der nicht besonders bekannt ist, aber in kleinen Kreisen hoch angesehen wird. Quentin Taratino, Regisseur von Filmen wie Pulp Fiction und Django Unchained, gefiel Battle Royale so sehr, dass er eine der Schauspielerinnen in seinem nächsten Film castete.


Der Name «Battle-Royale» wurde trotzdem schlussendlich der breiten Masse bekannt, als das vom Film inspirierte Videospiel-Genre mit Titeln wie PUBG und Fortnite vor ein paar Jahren durch die Decke ging. Mit Fukasaku’s Vision von einer Gewaltdystopie hat das farbenfrohe Fortnite natürlich nicht mehr viel zu tun, aber als Fan des Films ist es trotzdem interessant, wie der Name in der Popkultur am Leben bleibt.
Eine weitere interessante Diskussion ist, ob das Hunger Games Franchise Battle Royale kopiert. Schliesslich sind die Kerne der Filme beide ein Wettkampf, in dem Teenager um ihr Überleben kämpfen. Viele Details sind fast zu ähnlich, um Zufall zu sein, schlussendlich sind die Filme aber komplett verschieden in ihrer Machart. Ich habe natürlich einen Favoriten, sehe aber den Wert von beiden.

Warum Battle Royale?

Schlussendlich kommen wir zu der Frage, warum von den hunderten Filmen, die ich gesehen habe, genau Battle Royale mein Lieblingsfilm ist.
Für mich kam der Film zur perfekten Zeit. Mit 15 Jahren fing ich gerade an, mich so richtig für Filme zu interessieren und meinen Filmgeschmack auszuarbeiten. Battle Royale war komplett anders, als die Computereffekt-lastigen Hollywoodfilme, die ich im Kino sehen konnte. Der Film ist dreckig und chaotisch, die jungen Schauspieler geben alles was sie können und der Regisseur überrascht mit absurden Wendungen und Plottwists. Auch wenn ich mich beim ersten Mal gucken mit meinen Freunden über den Film lustig machte, überraschte es mich, wie sehr mich die Geschichte der Schüler beim zweiten Mal traf. Der Film ist mutig, die Emotionen der Charaktere sind aufrichtig, auch wenn sie inmitten des Chaos des restlichen Filmes stattfinden.

Battle Royale zeigt mir eine Art von Film, von der ich noch gar nicht wusste, dass ich sie lieben würde. Die Welt der B-Movies, der praktischen Effekte und überambitionierten Regisseure, die aus wenig Budget viel machen. Ich liebe es, wenn Filme exzentrisch und originell sind, Qualitäten, die in den Blockbustern der heutigen Zeit nur selten aufzufinden sind. Das ist okay, Superheldenfilme mag ich selber auch viel zu sehr, aber vor allem mit der Originalität scheinen die grossen Studios momentan ein Problem zu haben, worüber ich in meinem nächsten Beitrag mehr reden werde.

Battle Royale ist kein Film, der jedem gefallen wird, aber für mich ist er seltsamerweise Perfekt, mit all seinen Fehlern.

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