Verrechnungssteuer für im Ausland lebende Menschen abschaffen?

Am 25. Sep­tem­ber 2022 wird abge­stimmt, ob die Ände­rung des Bun­des­ge­set­zes über die Ver­rech­nungs­steu­er ange­nom­men oder abge­lehnt wird. Falls Du schon voll­jäh­rig und Schwei­zer Bür­ger/-in bist, kannst Du Dich hier infor­mie­ren und danach abstim­men. Wir erklä­ren Dir das The­ma hier kurz und ein­fach.

Um was geht es?

Der Bund hat die Ver­rech­nungs­steu­er ein­ge­führt, um Steu­er­hin­ter­zie­hung zu ver­mei­den. Sofern die Steu­er­pflich­ti­gen ihre Ver­mö­gen und Erträ­ge aus Bank­kon­ten und Wert­schrif­ten in der Steu­er­erklä­rung offen­le­gen, erhal­ten sie die Ver­rech­nungs­steu­er zurück.

Die Ver­rech­nungs­steu­er beträgt 35% auf den Erträ­gen von Geld­an­la­gen – also auf Bank­zin­sen, Obli­ga­ti­ons­zin­sen, Divi­den­den und Lot­te­rie- und Geld­spiel­ge­win­nen aber einer bestimm­ten Höhe. In der Pra­xis über­weist die Bank jeweils 65% die­ser Erträ­ge an die jewei­li­gen Kon­to­in­ha­ber und 35% an die Eid­ge­nös­si­sche Steu­er­ver­wal­tung. Ren­ten und Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen aus der Lebens­ver­si­che­rung und der 3. Säu­le unter­lie­gen eben­falls der Ver­rech­nungs­steu­er, wobei ein deut­lich tie­fe­rer Steu­er­satz zur Anwen­dung kommt.

Obli­ga­tio­nen sind im Grun­de Dar­le­hen, deren Zins- und Rück­zah­lungs­ver­pflich­tun­gen in der Regel in Form eines Wert­pa­piers ver­packt und an der Bör­se gehan­delt wer­den.

Für Unter­neh­men und Per­so­nen mit aus­län­di­schem Wohn­sitz ist es kom­pli­zier­ter oder zum Teil unmög­lich, die Ver­rech­nungs­steu­er zurück­zu­for­dern. Für sol­che Inves­to­ren ist es daher oft­mals attrak­ti­ver, in Län­dern zu inves­tie­ren, in wel­chen kei­ne Ver­rech­nungs­steu­er besteht. Für den Schwei­zer Finanz­plat­zes ist dies nach­tei­lig, da dadurch Inves­ti­ti­ons­ka­pi­tal und Ver­mö­gen ins Aus­land ver­scho­ben wird.

Auf neu­en Obli­ga­tio­nen möch­ten Bun­des­rat und Par­la­ment des­halb die Ver­rech­nungs­steu­er abschaf­fen. Doch hier wur­de ein Refe­ren­dum ergrif­fen, da das Komi­tee denkt, dass aus­län­di­sche Gross­in­ves­to­ren des­we­gen pro­fi­tie­ren wür­den. Aus­ser­dem könn­te dies nach Ansicht der Refe­ren­ten zu mehr Steu­er­kri­mi­na­li­tät und hohen Steu­er­aus­fäl­len füh­ren.

Was heisst das für Dich?
Wenn Du ein Schwei­zer Unter­neh­mer/-in bist, bekommst Du Dein Geld ohne Risi­ko zurück. Doch wenn Du ein aus­län­di­sches Unter­neh­men bist, kann es sein, dass Du die 35 Pro­zent nicht oder zum Teil nicht zurück erhältst.

Falls Dir das The­ma noch nicht ganz klar ist, kannst Du Dir das unten­ste­hen­de Video anschau­en.

Offi­zi­el­les Erklä­rungs­vi­deo vom Bun­des­rat über die Ver­rech­nungs­steu­er

Ände­rung des Bun­des­ge­set­zes über die Ver­rech­nungs­steu­er (admin.ch)

Funktion der Verrechnungssteuer:

Anle­ger/-innen kau­fen Obli­ga­tio­nen. Dar­auf erhal­ten sie Zin­sen. Davon gehen 35 Pro­zent als Ver­rech­nungs­steu­er an den Staat. Damit man die Ver­rech­nungs­steu­er wie­der oder zum Teil zurück­er­hält, müs­sen die Zin­sen kor­rekt in der Steu­er­erklä­rung ange­ge­ben wer­den. Sonst gibt es kei­ne Rück­erstat­tung.

Auf fol­gen­den Bild siehst Du, wie die Zin­sen der Ver­rech­nungs­steu­er zum Staat und wie­der zurück­flies­sen.

Abbil­dung aus dem Abstim­mungs­büch­lein
Pro:
Allgemeine Aspekte:
  • Aus­län­di­sche Unter­neh­men inves­tie­ren ohne die Ver­rech­nungs­steu­er mehr in die Schweiz, da die­se kein Geld zurück­for­dern müs­sen. Somit steigt der Obli­ga­tio­nen­markt und mehr Geld fliesst vom Aus­land in die Schweiz.
  • Mehr Arbeits­plät­ze wer­den geschaf­fen, da mehr Obli­ga­tio­nen im Umlauf sind.
  • Somit pro­fi­tiert die gan­ze Schwei­zer Wirt­schaft. Denn mehr Geld zir­ku­liert in der Schweiz.

Aus Sicht des Bun­des­rats, Par­la­ment, SVP, FDP:

“Die Ver­rech­nungs­steu­er benach­tei­ligt und schwächt unser Land im inter­na­tio­na­len Stand­ort­wett­be­werb,” sagt SVP.
”…schafft Zugang zu güns­ti­ge­ren Finan­zie­run­gen. Durch tie­fe­re Zins­kos­ten spa­ren Bund, Kan­to­ne und Gemein­den Steu­er­geld,” sagt FDP.

Contra:
Allgemeine Aspekte:
  • Vor allem aus­län­di­sche Gross­in­ves­to­ren pro­fi­tie­ren, da sie die Ver­rech­nungs­steu­er sonst nicht zurück­er­hal­ten.
  • Es kann mehr Steu­er­kri­mi­na­li­tät geben, da vie­le die Steu­ern nicht mehr kor­rekt ange­ben. Man hat kei­nen Grund mehr dazu, da kein Betrag als Ver­rech­nungs­steu­er im Vor­aus an den Staat abge­ge­ben wor­den ist. Das führt zu hohen Steu­er­aus­fäl­len
  • Ein­nah­men des Bun­des sin­ken um zwei­stel­li­gen Mio. Betrag, da sie die Ver­rech­nung­s­teu­er von den aus­län­di­schen Unter­neh­men nicht mehr ein­neh­men. Der Jähr­li­che Umsatz sinkt des­halb um 215–275 Mio.

Aus Sicht von Unter­neh­me­rIn­nen:

Es bringt den Klein­un­ter­neh­men, Gewer­be und Mit­tel­stand nichts, da die Abschaf­fung ein Loch in die Bun­des­kas­se reisst, wel­ches am Ende der Mit­tel­stand und Gewer­be stop­fen müs­sen. Mehr Han­del mit Obli­ga­tio­nen stei­gert höchs­tens die Gewin­ne der Finanz­bran­che, sie führt nicht zu mehr Wohl­stand oder neu­en Arbeits­plät­zen.

Die Ver­rech­nungs­steu­er hat den Zweck die Steu­er­hin­ter­zie­hung zu ver­mei­den.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert